schuldig

Hinterstein. Letzter Parkplatz.

Im Winter sonnenseitig schneeschuhwandern – eine schicke Sache. Die Eckalpe war meine Wahl. Romantisch liegt sie vor den markanten Bergzügen der Daumengruppe. Vom Parkplatz sieht man wunderbar zur Bergkulisse hinauf. Linke Seite die Daumengeschwister, Kleiner und Großer Daumen. Dann folgt die Heubatspitze, die über den Verbindungsgrat ‘Hohe Gänge’ zum Breitenberg führt. 

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Im Sommer war ich einmal oben. Damals war es so herrlich. Ich hatte die Alpe für mich allein. Sonnte mich und war einfach glücklich. Und das plante ich für heute auch. Nur das diesmal olle Wolken am Himmel rumhingen. Hatten die nichts anderes zu tun?

Nun gut,

die erste Zeit ging es steil im Wald nach oben. Da hatten die Sonnenstrahlen eh keine Chance hindurch zu scheinen. Der Weg war zum Glück gespurt. Saubere Skispuren führten weit hinauf. Somit bestand schon mal nicht die Gefahr, dass ich vom Weg abkomme und wer weiß wo lande. Was im Winter schon mal passieren kann.   

Die erste Zeit bin ich noch brav, dort wo es zumindest ging, neben der Spur gelaufen und bahnte meinen eigenen Weg durch den Schnee. Aber irgendwann, als es einfach immer enger und mühsamer wurde, ging es nicht anders. Ich musste in die Spur. Die Schneeschuhe machten hier und da einen tieferen Abdruck in die ebenmäßige vorhandene Skispur. Ich fühlte mich schuldig.

Während

ich weiter hinauf stapfte, lies mich der Gedanke nicht los, wer hier eigentlich Vorrang hat? Ski oder Schneeschuhe? Hatte ich ein Schild verpasst? Achtung “Hier exclusiv nur für Skitourengeher.” Dem war nicht so ;).

Etwas weiter unten kamen zwei Skitourengeher bergauf. Als sie in Rufnähe waren, rief ich ihnen fragend zu, ob es in Ordnung sei, wenn ich ab und an auf ihren Spuren laufe. Sie sagten mir, dass es ihnen sogar egal sei und nichts ausmache. Sie gaben mir den Tipp, einfach darauf zu achten, die Schneeschuhe mehr an der Bergseite aufzusetzen und nicht zu sehr auf die abfallende Seite zu treten. So ist es für die Skitourengeher einfacher das Gleichgewicht zu halten. Guter Tipp, den ich sehr gern beherzige. 

Ich lies sie an mir vorüber ziehen und folgte ihnen. Mal in der Spur – mal nebenan – immer geradewegs den Waldhang hinauf. Zwischendurch blickte ich zurück und erschrak ja fast, als hinter mir ne ganze Horde Skitourengeher aufi kam.

Innerlich

gluckste ich vor mich hin und fand es einfach belustigend als seltenes Exemplar mit Schneeschuhen unterwegs zu sein. Angespornt vom “Ich lass mich nicht überholen”, kämpfte ich mich dem Waldausgang entgegen. Es gab mir noch mal einen guten Schub und lies mich zeitweise die Anstrengung vergessen. 

Verschwitzt erreichte ich die Anhöhe und machte erst einmal eine Pause. Neben der Skispur. Ich lasse alle Tourengeher mit einem persönlichen Gruß vorbei  ziehen und schließe mich ihnen nachfolgend an. Ein kurzer leicht spitzer Kommentar von einem anderen Tourengeher bezüglich Schneeschuhe in der Skispur kam mir dann doch noch entgegen. Ich nahm ihn nicht so ernst, da ich sowieso stets darauf achte, die Skispur links oder rechts liegen zu lassen. Nur wenn es zu eng ist. Kann mich ja nicht wie ein Affe an den Bäumen hoch hangeln, damit er entspannt die Skispur gehen kann. LOL. Na gut, wenn ich es könnte, würde ich es tun.

Toleranz am besten von beiden Seiten. Is eh klar.

Mit diesen Gedanken

trabte ich hinter ihnen her bis sie aus meinem Blickfeld verschwanden. Ihr Ziel war die Heubatspitze. Sie waren nun einfach zügiger unterwegs. Ich genoß die Ruhe auf der Bank an der Eckalpe, leider ohne Sonne. Deshalb ging es für mich bald wieder hinab ins Tale.

Und nun folgt meine kleine Fotoausbeute des nicht soo sonnenreichen Tages. Erst auf dem Rückweg kam die Sonne heraus.

 

Das süße kleine Häuschen entdeckte ich versteckt im Wald.

Oafach goldig.

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Da guckt sie.

letzter Blick zur Daumengruppe

 

4 Kommentare

  1. Ohja, ein kniffliges Thema! Aber wenn Du Dich bemühst, dort neben der Spur zu laufen, wo es möglich ist, finde ich es in Ordnung. Aber es stimmt schon, ich ertappe mich auch manchmal dabei, mich über die tiefen Löcher zu ärgern, wenn es sehr steil ist und man dadurch noch weniger Halt mit den Skikanten hat. Aber du hast eigentlich Recht – wer hat hier mehr “Recht”? Der Schnee gehört allen und Toleranz würde uns Skitourengehern vielleicht manchmal ganz gut. In diesem Sinne: Ebenfalls schuldig.

    Viel Freude auf Deinen weiteren Touren!

    Liebe Grüße von nebenan,

    Erika
    von ulligunde.com

    1. Hallo Erika,
      ich war auch ganz erstaunt, als die Tourengeher sagten, es sei ihnen egal. Ich war deswegen erstaunt, da ich mich in die Situation als Tourengeher hinein versetzen kann, wenn tiefe Löcher die Spur erschweren. Das war dann mein eigener innerlicher Zwiespalt, dass ich es gerade nicht ändern kann, die Spur leicht zu belöchern :-D.

      Ich glaube, dass viele Winterwanderer oder Schneeschuhgeher es einfach auch nicht wissen, dass die Tourengeherspuren den Skitourengeher vorbehalten ist, wenn es machbar ist, daneben zu Spuren.
      Wie du so schön schreibst, der Schnee ist für alle da und Toleranz ist das A und O. 🙂

      Wünsche dir auch viel Spaß und prächtiges Wetter auf deinen genialen Touren. 🙂 Schaue regelmäßig auf deinem Blog vorbei und lese gespannt, wo du nun wieder rumgekraxelt bist.
      Merci fürs Kommentieren.
      LG Connny

  2. Servus Conny
    Auf deinem T-Shirt sollte stehen “Respect everybody” oder so…
    Ach ja, die Schneeschuhe und die Ski…
    Ein schöner Bericht – herzlichen Dank und liebe Grüsse
    Erika

    1. Hallo Erika,
      das Shirt zog ich an dem Tag an noch ohne den Gedanken bezüglich Ski und Schneeschuhe 😀
      Das steht eher unabhängig zu dem Beitrag, sondern allgemein zum Thema Tiere 🙂
      Danke dir!
      Liebe Grüße Conny

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